Overlay: Bringt Eye Able digitale Barrierefreiheit?

Artikel aktualisiert am 22.03.2024

Eye Able soll Websites barrierefreier machen

Neben schwer verständlichen Texten stellen viele weitere Funktionen von Websites sehr große Barrieren für Menschen dar. Bei der Recherche nach visueller Verbesserung für unsere eigene Website, sind wir mit dem Start-Up Web Inclusion GmbH und dem Produkt Eye Able in Kontakt gekommen. Wir möchten in diesem Beitrag über die Entwicklung berichten.

Wie ist Eye Able entstanden?

Dem Gründer Oliver Greiner fiel während eines Praktikums bei einem Online-Shop auf, dass vor allem ältere Kundinnen und Kunden Probleme mit der Website hatten. Weil einer seiner besten Freunde selbst fast blind ist, hat er schon seit der Schule einen persönlichen Bezug zu diesem Problem. Damals las Oliver seinem Freund vor, was auf der Tafel stand. Mit dieser Erfahrung haben Oliver und sein Team eine Lösung entwickelt, die nun auf den Markt gekommen ist.

Was kann Eye Able?

Eye Able ist eine leicht installierbare Erweiterung für Websites und Browsern von Computern und Smartphones. Mit derzeit 12 verschiedenen Funktionen kann man direkt aus der Anwendung folgende Einstellungen der Ansicht individuell vornehmen:

  • Blaufilter
  • Blaufilter nach Sonnenstand oder Uhrzeit
  • Schriftvergrößerung
  • Nachtmodus
  • Kontrastmodus
  • Farbschwächen-Modi
  • Lupenfunktion
  • Navigation via Tastatur
  • Vergrößerung des Mauszeigers
  • Screenreader / Sprachausgabe
  • Ausblendung aller Bilder und Animationen
  • Schriftart anpassen

Kritik an Overlays

Grundsätzlich sind Barrieren im Internet von Menschen gemacht. Mit dem richtigen Verständnis ist HTML-Code vollständig barrierefrei. Deshalb gibt es auch zu diesem Thema regelmäßig öffentlich Kritik. Wenn Sie mehr über den Ansatz der Vermeidung von Barrieren als Grundlage erfahren möchten, interessiert Sie vielleicht auch ein Besuch der Website overlaysdontwork.com. Hier werden einige Fehler aufgezeigt, die wahrscheinlich maschinell nicht zufriedenstellend für jeden Menschen zu beheben sind.  

BIK BITV-Test rät von Overlays ab

In dem Artikel der offiziellen Website des BIK BITV-Test wird dringend davon abgeraten, auf automatisierte Software zur Verbesserung der Barrierefreiheit zu vertrauen. Hier wird technisch erklärt, welche Technologie eingesetzt wird, derartige Software einzubinden. Es wird auch erläutert, welche Probleme mit „automatisierter Barrierefreiheit“ in der Praxis entstehen können. Außerdem wird auf die Initiative Overlay Fact Sheet hingewiesen. Die englischsprachige Website Overlay Fact Sheet ist eine Aktion von mehr als 700 Expertinnen und Experten auf dem Gebiet der Barrierefreiheit. Sie sprechen Sich gemeinsam gegen die Nutzung automatisierter Software zur Verbesserung der Barrierefreiheit aus.

Artikel „Overlays für mehr Barrierefreiheit? Warum das keine gute Idee ist“

Video zum Thema

In einem kurzen Video auf unserem YouTube Kanal können Sie auch gern an 5 Beispielen sehen, warum automatisierte Barrierefreiheit von Websites nicht funktioniert.

Erklärung zu Overlays von EDF und IAAP

Am 17.05.2023 ist auf der Website vom European Disability Forum (EDF) ein gemeinsames Statement von EDF und IAAP zum Thema assistive Computer-Programme für Barrierefreiheit erschienen. Es wird noch einmal darauf hingewiesen, dass Overlays keine solide Lösung zur Förderung von Barrierefreiheit sind. Auch wird in dem Statement noch einmal genauer auf die technischen Gründe eingegangen, warum Probleme der Barrierefreiheit sich nicht nicht automatisiert beheben oder universell verbessern lassen.

Auch der Hersteller von Eye Able versucht den Markt weiter aktiv zu betreten. Dabei ist eins klar zu sagen. Es ist ein falsches Werbe-Versprechen, wenn ich mit einer installierten Plugin-Lösung behaupte, Barrierefreiheit zu fördern! Aussagen wie: „Wir sind kein klassisches Overlay“ und „Ihre digitale Barrierefreiheit beginnt hier“ sind für Personen ohne technisches Verständnis auf diesem Gebiet lockend und irreführend.

An dieser Stelle ein Zitat von Joe Dolson, der auf der Website von Deque folgende Aussage trifft:

„Ich empfehle Ihnen, sich von Plug-Ins fernzuhalten, die behaupten oder andeuten, dass Ihre Website so repariert wird, dass Sie die Richtlinien zur Barrierefreiheit erfüllen – kein Plug-In wird dieses Ziel ernsthaft erreichen können.“

Joe Dolson auf der Website von Deque in seinem Blog-Artikel über Barrierefreiheit

Rettet uns die KI?

Diese kritische Frage stellt die geschätzte Spezialistin Casey Kreer. Nähere Informationen auf ihrer Website conesible.de oder noch viel besser in ihrem aktuellen Video vom 28.12.2023 mit dem Vortrag Rettet uns die KI? bei dem Chaos Computer Club e.V.!
Sie zeigt, welche Stärken aus Sicht einer betroffenen Person die Künstliche Intelligenz hat. Außerdem zeigt Sie auch, welche Gefahren im Zusammenhang entstehen! In ihrem Vortrag nennt und zeigt Sie einige Hersteller namentlich. Das Video wird allen Menschen sehr ans Herz gelegt, die ein Interesse an dem Thema digitale Barrierefreiheit haben!

Informationen von BFIT-Bund

Die BFIT-Bund hat eine Veranstaltung gemacht, bei der neutral erläutert wurde, was die Tools können. Darüber hinaus haben die Überwachungsstellen des Bundes und der Länder mit Unterstützung des Ausschusses für Barrierefreie Informationstechnik einen ausführlichen Artikel zu dem Thema verfasst.

BFIT Bund Veranstaltung zu Informationen zum Einsatz von Overlay-Tools

BFIT Bund Einschätzung der Überwachunsstellen des Bundes und der Länder zum Einsatz von Overlay-Tools

Weitere Stimmen am Markt

Auch andere Personen vertreten die Meinung, dass Overlays keine universelle Lösung zur Schaffung von digitaler Barrierefreiheit sind. . Hierbei handelt es sich sowohl um Expertinnen und Experten auf dem Gebiet der Barrierefreiheit als auch um Personen der Zielgruppe. Die in der nachstehenden Liste angeführten Personen haben sich bereit erklärt, mit ihrem Namen auf dieser Seite zu erscheinen. Dazu haben Sie das Formular in diesem Beitrag mit einer gültigen E-Mail-Adresse eingesendet.

Unterstützende Personen

Die Personen in der Liste unterstützen und vertreten die Meinung, dass Overlays keine universelle Lösung zur Schaffung von digitaler Barrierefreiheit sind:

  1. Marcus Morba (Experte für Barrierefreiheit)
  2. Marc Haunschild (Experte für Barrierefreiheit)
  3. Karl Groves (Experte für Barrierefreiheit)
  4. Birgit Raab (Vertretung von Menschen mit Behinderung)
  5. Lea Rosema (Frontend Developer mit Schwerpunkt Barrierefreiheit)
  6. Nina Jameson (Geschäftsführerin Gehirngerecht Digital GmbH)
  7. Markus Stahmann (Webentwickler und Vorsitzender Interessenverband der Farbsehschwachen und Farbenblinden e.V.)
  8. Inga Schiffler (Expertin für barrierearme Sprache)
  9. Jörg Morsbach (Accessibility Experte)
  10. Oliver Vaupel (Inhaber ovau design studio und Experte für Barrierefreiheit im Web)
  11. Joschi Kuphal (Experte für Barrierefreiheit)
  12. Manuel Matuzovic (Experte für Barrierefreiheit)
  13. Matthias Scharwies (Vorsitzender SELFHTML e.V.)
  14. Björn Uhlig (Frontend Entwickler und Tester für digitale Barrierefreiheit)
  15. Kai Kubasta (Accessibility Manager)
  16. Freddy Tripold (Zertifizierter Web Accessibility Experte)
  17. Sophie Johanning (Entwicklerin und Expertin für Barrierefreiheit bei Silta)
  18. Stefan Haake (Finanzleiter)
  19. Johanne van der Med (Digital Accessibility Specialist)
  20. Bartek Sadaj (UX Designer)
  21. Sebastian Fischer (Informatiker | Digitale Barrierefreiheit für blinde Menschen)

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